30 Dezember 2020

Es war ein verrücktes Jahr. Wir, das Freiwald-Team, hoffen, dass ihr es gut überstanden habt, dass niemand aus eurem Familien- oder Freundeskreis krank geworden ist und dass ihr diese Zeit, in der viele von uns wohl mehr Isolation erlebt haben als gewollt, dennoch gut für euch nutzen konntet.

Auch unser Jahr ist anders gelaufen als geplant. Eigentlich wollten wir eine Aktion nach der anderen machen, Menschen von uns erzählen, gemeinsam Setzlinge pflanzen und viele, viele Fördermitglieder gewinnen, auf dass wir im Winter 20/21 ein großes Stück Land erwerben und mit einem neuen Klimawald bepflanzen können.

Daraus ist nichts geworden und so sind wir umso dankbarer für euch, die ihr uns in unserem ersten aktiven (und dann doch nicht so aktiven) Jahr treu geblieben sind und uns weiter unterstützt habt.

Einige der aus Eicheln gezogenen Setzlinge, die wir im November dieses Jahres gepflanzt haben

Wir waren nicht untätig. Tatsächlich haben wir alle unglaublich viel gelernt in dieser Zeit.

Habt ihr zum Beispiel schon vom Soil Foodweb gehört? Dahinter steckt die Arbeit von Elaine Ingham, die als führende Boden Mikrobiologin gilt. Die Nahrungskette der Mikroorganismen, Bakterien, Protozoen, Nematoden und Mycorizzha, versorgen den Boden und die Pflanzen mit allem was sie zum Wachsen brauchen unabhängig davon, welcher Boden vorliegt. Dieses Wissen müsste die Landwirtschaft auf den Kopf stellen (und Elaine arbeitet daran), hieße es doch, dass weder Pestizide noch Kunstdünger benötigt werden.

Doch auch für das Pflanzen eines Waldes ist dieses Wissen Gold wert.

Seit Peter Wohlleben wissen wir, dass Bäume über ein Netzwerk an Pilzmyzelien miteinander verbunden sind. Bäume, die an Ort und Stelle aus Samen wachsen sind gut mit diesem Waldnetzwerk verbunden und werden mit allen Spurenelementen versorgt die sie brauchen. Anders ist es mit Bäumen, die erst als Setzlinge in den Wald kommen. Diese haben es sehr viel schwerer, ein gesundes Wurzelsystem aufzubauen und sich mit dem Waldnetzwerk zu verbinden.

Die Miyawaki-Methode nutzt nun genau das Wissen der Boden-Nahrungskette und stellt sicher, dass auch Setzlinge, die erst mit ein bis drei Jahren gepflanzt werden sich ohne Schwierigkeiten mit diesem Netzwerk verbinden können. Dazu wird eine Probe des Bodens genommen und das Mycorizzha, welches bereits im Boden ist, gezüchtet, um es dann, mit einem Komposttee, der reich an anderen nützlichen Mikroorganismen und Pilzmyzelien ist auf die Setzlinge zu geben. Die Myzelien verbinden sich mit den Wurzeln der Setzlinge und, da es sich genetisch nicht unterscheidet von den Pilzen, die bereits im Wald sind, auch mit dem Waldnetzwerk.

Auch werden bei der Miyawaki-Methode fünf bis zehn Pflanzen, verschiedener Wuchshöhe- und geschwindigkeit auf einen Quadratmeter gepflanzt. Es hat sich herausgestellt, dass sich so ein Wald viel schneller entwickelt und so kann ein Wald bereits nach fünf bis zehn Jahren eine Reife haben, wie sie von einem 30-jährigen Wald erwartet werden kann. Welch nützliches Wissen in Zeiten der Klimakrise.

Unser aufstrebender Mykologe Peter Metz (und Vorstands-Mitglied) ist gerade dabei ein steriles Labor aufzubauen und hat bereits ein paar Gläser mit verschiedenen Pilzsubstraten gezüchtet.

Die Anfänge unseres Mykologie-Labors

Auch mit der Permakultur haben wir uns dieses Jahr eingehend beschäftigt und wird auch beim Anlegen der Freiwälder eine wichtige Rolle spielen. So werden wir auch Obst- und Nuss-Gehölze in die Klimawälder pflanzen und so freie Nahrungsquellen für Tiere und Menschen schaffen. Die Vision ist, dass Menschen, wenn sie in zukünftigen Freiwäldern spazieren gehen neben Pilzen und Kräutern auch Nüsse und Obst sammeln können.

Wir sehen voller Hoffnung in die Zukunft und in das nächste Jahr. Dank eurer Hilfe haben wir innerhalb dieses Jahres eine Summe von EUR 3.700 sammeln können. Wir sind bereits auf der Suche nach einem Stück Land südlich von Berlin, um endlich unsere Hände schmutzig machen zu können und die Urwälder von morgen zu pflanzen.

Mit ganz herzlichen Grüßen und den besten Wünschen für die stille Zeit.

Euer Freiwald