13 Juli 2024

Liebe SoBaSchu Mitglieder,

erst Mal vielen Dank, dass es euch gibt und ihr mit an Board seid. Und verzeiht, dass ich solange darauf warten ließ, euch über die Fortschritte zu informieren.

Für die, die es noch nicht wissen, die Entscheidung einen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb als Teil unseres gemeinnützigen Vereins entstehen zu lassen, entstand aus einer rechtlichen Notwendigkeit heraus. Über Jahre mussten wir uns auf dem Freiwald Gelände mit Repressalien des Bauamts und zuletzt auch des Forstamts und der unteren Naturschutzbehörde auseinandersetzen. Eigentlich widerspricht ein wirtschaftlicher Betrieb der Ethik des Freiwalds, die Flächen im Sinne des Commoning zu hegen, doch im September letzten Jahres haben sich die Beamten zusammengetan, einen Termin, den wir nicht ohne Anwalt durchführen wollten, durchgesetzt und mich (Shan) 90 Minuten lang verhört und unter Druck gesetzt. Drei gegen eins. Ich hatte mehrmals versucht, das Gespräch zu beenden oder mich zumindest zurückzuziehen, doch es wurde mir angedroht, dass es schlimme, auch finanzielle Folgen für uns hätte. Das hat mich erstaunt und nachhaltig erschüttert. Später erfuhr ich von unserem Anwalt, dass die Leute im Bauamt unser Projekt “unordentlich” finden.

Bild: Permakultur Elemente wie die Benjes-Hecke sind dem Bauamt ein Dorn im Auge

Es wurde klar, dass schnelles Handeln gefragt war, wenn wir den Freiwald schützen wollen. Eine Landwirtschaft musste her. Landwirtschaften genießen bestimmte Privilegien. Allerdings gelten diese Privilegien nur, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, die Landwirtschaft auf Dauer angelegt und wirtschaftlich ist.

Der erste Punkt ist schnell erfüllt. Da der Verein eine Körperschaft ist, müssen wir keine Erben vorweisen, welche die Landwirtschaft irgendwann übernehmen werden. Um das Prädikat „wirtschaftlich“ zu erreichen, gibt es ebenfalls klare Vorgaben. Die Landwirtschaft muss einen Gewinn von 25.000 € im Jahr erzielen. Daran arbeiten wir nun und mit eurer Hilfe sind wir auf einem guten Weg dahin.

Wir bleiben unserem Prinzip der Tauschlogikfreiheit insofern treu, als dass wir die Form der solidarischen Landwirtschaft gewählt und sie auf unsere Baumschule übertragen haben. Solidarisch heißt, Mitglieder sind Möglichmacher:innen, tragen ebenso wie die Landwirt:innen das Risiko mit und erhalten am Ende ihren Anteil der Ernte.

Bild: Das Konzept der solidarischen Baumschule ist neu und so hat die oya über uns geschrieben

Es ist in den Monaten nach dem “Bauamt-Zwischenfall“ viel passiert. Anwaltliche Hilfe wurde in Anspruch genommen, Anmeldungen vorgenommen, viel recherchiert und sich Unterstützung geholt. Im Freiwald wurde dieses Frühjahr während dem Helfitag eine größere Fläche mit Wildschutzzaun gesichert. Es wurden Luftstutzbeete gebaut, auf dem Feld aufgestellt, Verschattung- und Windschutz angelegt. Und es wurde Saatgut bestellt, ein weitaus schwierigerer Prozess als gedacht, denn es ist nötig, zertifiziertes Saatgut für Bäume zu kaufen, falls diese am Ende in die freie Natur gepflanzt werden sollen, was ja durchaus möglich sein soll. Lediglich vier Arten konnten wir auf diesem Weg erhalten. Schwarzerle, Sandbirke, europäische Lärche und Weißtanne. Für Privatwälder und Gärten haben wir auch Baumhasel, Roteiche, Pfirsiche und Wildpflaumen gesät. Ebenso einiges an Beerensträuchern und mehrere Arten von Beinwell.

Bild: stachellose Brombeeren werden aus Stecklingen vermehrt

Laut der Darre (so heißt die forstliche Saatgut-Bank), ist die Erle innerhalb einer Wuchsperiode stabil genug, um verpflanzt zu werden und ich hoffe für die Mitglieder, die auf forstlich zugelassene Setzlinge angewiesen sind sehr, dass sie recht behalten. Bis jetzt sind die Erlen nur wenige Zentimeter groß. Es heißt Daumen drücken. Für nächstes Jahr wurde bereits forstliches Saatgut bestellt, dass wesentlich robustere Jungpflanzen liefert. Die kleinen Roteichen sind jetzt schon 30 cm hoch.

Bild: (L) Bauen der Luftstutzbeeten; (R) Roteichen und Baumhaseln wachsen in den Luftstutzbeeten sehr gut

Wir arbeiten derzeit auch daran, wie wir euch die Pflanzen, die wir im Herbst zur Verfügung haben werden zur Auswahl bereit stellen können. Es wird wohl entweder einen Mitgliederbereich mit login Daten über die freiwald-ev.de Seite geben oder ein Online Spreadsheet. Wir zählen Anfang Herbst die Pflanzen und dann dürfen sich die Mitglieder aussuchen, welche Pflanzen sie gerne hätten. Bei den Soli-Mitgliedschaften würden wir der Einfachheit halber die Pflanzpakete selbst zusammenstellen. Ich hoffe sehr, dass am Ende alle zufrieden sind und uns dann auch die nächsten Jahre begleiten.

Falls es ersichtlich wird, dass wir den Bedarf an forstlich zertifizierten Setzlingen nicht decken können, gehen wir mit den Mitgliedern, die es betrifft noch einmal in Austausch, um eine Lösung zu finden, die für euch annehmbar ist.

Alles wäre wohl viel leichter gewesen, ohne den willkürlichen Zeitdruck von außen, denn durch unser Wirken hier im Wald mit den Permakultur Ansätzen wird die Fülle von ganz alleine immer größer und größer. In ein paar Jahren könnten wir auch ohne „Geschäftsmodell“ anfangen, Überschüsse dorthin fließen zu lassen, wo sie gebraucht werden.

Bild: Beinwell “Bocking 14” ist Futterpflanze, Mulchmaterial, Bienenweide und Medizin in einem und kann pro Jahr mehrmals auf Stock gesetzt werden.

Und gleichzeitig ist die SoBaSchu wahrscheinlich auch genau das, was der Freiwald gebraucht hat, denn wir haben nicht so viele Fördermitglieder und die Gewinne aus der SoBaSchu gehen direkt in den gemeinnützigen Teil über. Das macht uns handlungsfähig und wir können weiter Wälder und Permakulturgärten pflanzen. Wie so oft scheint aller Anfang schwer, doch wir schaffen das schon.

Wenn ihr noch jemanden kennt, ein:e Freund:in, eine verwandte Person, ein:e Kolleg:in, der Klimaschutz und Artenvielfalt am Herzen liegt, die selbst einen Garten hat oder sich auch eine Soli-Mitgliedschaft vorstellen kann, erzählt ihr doch von der ersten SoBaSchu Deutschlands und von der Vision des Freiwalds im Spreewald und am liebsten überall freie Wälder entstehen zu lassen. Frei von der kapitalistischen Ausbeutungslogik als Lebensraum für wilde Tiere und Lebensmittelquelle in einer post-zivilisierten Welt.

Gutes Gelingen wünscht euch eure

Shan vom Freiwald