30 Juni 2022
Liebe Menschen,
dieses Jahr läuft großartig soweit! Sobald es im April einigermaßen warm genug war um im Zelt zu schlafen haben wir eine Woche lang mit Menschen aus ganz Deutschland Bäume gepflanzt.
Über 1000 neue Bäume sind Teil unseres ersten Freiwaldes geworden und werden nun drei Jahre lang gehegt. Danach sollte der neu angelegte Klimawald stabil genug sein, um ohne weitere Pflege auszukommen.
Es ist großartig zu sehen, wie der Freiwald in Burglehn immer größer wird, mehr und mehr Klimabäume gepflanzt werden und wunderbar gedeiht. Immer wieder erfüllt mich das mit Dankbarkeit, was wir dank Eurer Hilfe hier bereits erreicht haben.
Nach der Aktion ist vor der Aktion und so sind wir seit gut zwei Monaten damit beschäftigt unser erstes Sommer-Ting vorzubereiten. T.I.N.G. ist ein Akronym für Treffen In Natürlicher Gemeinschaft und an das althochdeutsche Thing angelehnt, was für Treffen stand oder auch das Treffen der Ältesten.
25 Personen plus Mentoris beschäftigen sich mit Themen rund um die Lebensmittelsouveränität, ReLaWi, Permakultur, Commoning und intersektionalem Feminismus. Es gibt Hands On Aktivitäten, wie zum Beispiel den Bau eines Solar Dörrofens, Holzkohle machen und Benjeshecken anlegen aber auch viel Selfcare und entspanntes Miteinandersein.
Da die Aktion von der Deutschen Postcode Lotterie Stiftung gefördert wird, können wir das ganze zu einem (fast) selbstgewähltem Teilnahmebetrag anbieten, je nach finanzieller Situation von 35 bis 100€.
Lies dir auf unserer Seite durch, ob unsere Veranstaltung etwas für dich ist und melde dich gerne bis zum 5. Juli an: freiwald-ev.de/ting
Da wir es uns auch zur Aufgabe gemacht haben, auch gesellschaftliche Veränderung hin zu einer gerechteren Welt anzustreben, wird unser erstes Ting ausschließlich von und für FLINTA Personen sein. FLINTA steht für Frauen, Lesben, Intersexuelle, Nichtbinäre, Trans Personen und Agender und meint Menschen, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität gesellschaftlich benachteiligt sind.
Aktuelle Nachrichten aus den Vereinigten Staaten zeigen wieder all zu deutlich, dass wir auch im 21. Jahrhundert selbst in westlich geprägten, und daher vermeintlich demokratischen und fortschrittlichen Nationen noch weit davon entfernt sind gleichberechtigt zu sein. Wie 2020 in Polen wurde dieses Jahr Frauen in den Staaten das Recht genommen, selbst über ihren Körper zu entscheiden.
Ein weiteres Indiz der fortbestehenden Ungleichbehandlung von Männern und Frauen ist die Paygap, also die Gehaltslücke. Der Equal Pay Day war in Deutschland in diesem Jahr der 7. März. Dieser Tag markiert den Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern. Bis zu diesem Tag arbeiten deutsche Frauen umsonst und erhalten dann umgerechnet ab dem achten März das gleiche Gehalt wie deutsche Männer.
Wir erhoffen uns, während dem Ting einen Raum zu gestalten, der aufgrund gleicher Rechte Entspannung und Sicherheit schafft. Unsere männlich geprägten Leser mögen sich fragen, was es denn sein könnte, was für FLNTA Personen in Gegenwart von Männern zu Spannungen und Unsicherheiten führen könnte.
So begegnen uns im Sommer zum Beispiel immer wieder freie Oberkörper. Allerdings ausschließlich männliche. Der weibliche Körper wird immer noch sexualisiert, so dass es als sexuelle Belästigung gilt, wenn eine Frau ihre Brüste zeigt. Dabei sind Brüste nicht per se sexuell sondern einfach ein Körperteil wie Arme oder Beine auch. Diese systematische Beschämung schränkt Menschen mit Brüsten ein.
Doch nicht nur solch eindeutig benennbaren Unterschiede in der Behandlung machen einem das Leben als FLINTA Person manchmal schwer. Es gibt auch viele internalisierte Verhaltensmuster, die mit der Rolle als Frau zu tun haben, reale oder eingebildete Erwartungshaltungen an Frauen von Männern welche die Entscheidungsfreiheit einschränken, sexistische Sprache, beabsichtigt oder nicht, die uns hilflos oder wütend machen können.
Eine Woche lang schaffen wir daher eine Atmosphäre, die ohne diese Dinge auskommt, in der wir uns als FLINTA Personen nicht innerlich wappnen müssen vor sexistischem Verhalten oder Sprachgebrauch, oder dem Phänomen, dass manche Männer lautstark den Raum dominieren oder einem ungefragt die Welt erklären (mansplaining). Dadurch stärken wir die Resilienz von FLINTA, die wir in unserer Gesellschaft brauchen, um den Wandel zu einer tatsächlichen Gleichberechtigung zu voranzubringen.
Andererseits ist es natürlich schade, einen Teil der Menschen hiermit kategorisch auszuschließen, denn es gibt natürlich durchaus männlich geprägte Wesen, die sich ihrer privilegierten Stellung bewusst sind und sensibel mit diesen Themen umgehen. Unsere nächste Aktion im Herbst und auch unser nächstes Sommerting werden daher wieder offen sein für alle Geschlechter. Auch darauf freue ich mich schon!
Alles Liebe!
Eure Shan vom Freiwald
* = TING Treffen In Natürlicher Gemeinschaft, angelehnt an das althochdeutsche Thing, was „Versammlung“ bedeutet
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Diese Veranstaltung wird durch die Deutsche Postcode Lotterie unterstützt