29 August 2025
Liebe Menschen,
lange haben wir nichts von uns hören lassen. Es war einiges los in den letzten eineinhalb Jahren.
Fast hätten wir das Projekt am Standort Burglehn aufgeben müssen, doch das konnte zum Glück abgewendet werden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich davon berichtet habe, dass uns das Bauordnungsamt des Landkreises Dahme-Spreewald so ziemlich von Beginn unseres Wirkens in Burglehn Steine in den Weg gelegt hat.
Im Herbst 2023 kam es dann zu einem 90 minütigen verhörähnlichem Zwischenfall, wo zwei Mitarbeiter des Bauamts und der Förster alles in Frage stellten, was auf dem Grundstück passierte, behaupteten, wir müssten alles zurückbauen, was wir je auf der Fläche verändert hätten und dürften das Grundstück, da es im Außenbereich liegt, nicht verändern. Obwohl ich mehrmals forderte, das Gespräch und die Begehung abzubrechen und dass ich nicht ohne einen Anwalt fortfahren möchte, wurde mir gedroht, dass das gravierende Folgen hätte, wenn ich nicht kooperieren würde.
Ich weiß nicht genau, was genau an unserem kleinen Klimaverein den Ämtern hier so ein Dorn im Auge ist oder warum sie sich zu so einer Schikane hinreißen ließen, doch es ging nicht ohne Anwalt. Da der Freiwald das Grundstück noch nicht offiziell von uns abgekauft hat, sondern lediglich eine Anzahlung geleistet hatte und ein Vorkaufsrecht zugeschrieben bekommen hat, mussten wir die Kosten privat tragen.
Mittlerweile ist das ganze Grundstück an den Freiwald e.V. verpachtet und es gibt eine Crowdfunding Kampagne auf betterplace.org, damit der Hexenwald gekauft werden kann und somit aus dem Privatbesitz in den Besitz des Vereins übergeht, der sich dem Commoning und dem Schutz des Landes verschrieben hat. Nie wieder wird Land, das der Freiwald einmal kauft, wieder verkauft werden, nie wieder werden Bäume, einmal gepflanzt, aus wirtschaftlichen Interessen gefällt werden. Das Land wird gekauft, um es der Natur zurück zu geben und die Welt gehört wieder sich selbst.
Die Lösung für unsere Probleme mit dem missgünstigen Bauamt war die Gründung einer solidarischen Baumschule als wirtschaftlicher Geschäftsteil des gemeinnützigen Vereins. Denn eine wirtschaftliche und auf Dauer angelegte Landwirtschaft gibt uns baurechtliche Privilegien und Rechte, die uns vor der Willkür des Bauamtes und weiterer Repressalien schützen.
Eine solidarische Baumschule funktioniert ähnlich wie eine solidarische Landwirtschaft. Ein monatlicher Beitrag von 5 € je Anteil fließt ein Jahr lang in die Baumschule und die Ernte von Stauden, kleinen Bäumchen, Sträuchern und Saatgut wird unter allen Mitgliedern aufgeteilt. Der ganze Gewinn geht in den gemeinnützigen Teil über und wird dafür verwendet, um mehr Land zu befreien und mehr Wälder und Permakulturgärten zu pflanzen. Da das Bauamt gerade wieder blockiert und wir die nötigen Waldumnutzungs- und Erstaufforstungsanträge für die Ackerflächen erst bewilligt bekommen, wenn das Bauamt unsere Privilegierung anerkennt, gibt es eine große Dringlichkeit die restlichen 380 Anteile so schnell wie möglich zu verteilen. Idealerweise an Menschen, die in diesem Jahr auf ihre Anteile verzichten können, oder mit Saatgut zufrieden sind, da wir eine begrenzte Anzahl an Setzlingen gezogen haben. Hierzu findet ihr mehr auf unserer Webseite.
Wie in jedem Jahr gab es im Frühling und im Herbst viele Pflanztage und viele Bäumchen haben ihren Weg in die Erde gefunden. Als es diesen Sommer wieder für einige Wochen nicht regnete und die Temperaturen täglich über 35 ° C lagen war ich tagelang mit Wasser pumpen und Gießkannen tragen beschäftigt, nur um zu sehen, dass meine Bemühungen nicht ausreichen. Das hat mir ganz deutlich vor Augen geführt, was ich viele Jahre nicht wahrhaben wollte: ich bin allein.
Was als gemeinschaftsgetragener Prozess begangen wurde mit Visionen, Zielen und Plänen, die gemeinschaftlich umgesetzt werden sollten, lasteten seit Jahren hauptsächlich auf meinen Schultern. Ich suchte lange nach Menschen, die sich mit mir um das Land kümmern wollen, die die Vision des Freiwaldes zu ihrer eigenen machen wollen, um in Zeiten der Klimakatastrophe Wälder zu pflanzen und das Land zu heilen. Und wenn auch viele Menschen zu den Pflanzaktionen kamen, diese auch teilweise selbst anleiteten oder sich an den Helfitagen beteiligten, blieb die Hauptlast der Organisation, der Logistik, der Kommunikation, der Amtsangelegenheiten und nicht zuletzt der Pflege des Landes an mir hängen. Und, was ich wichtig finde zu erwähnen, komplett ohne Bezahlung.
Ich habe immer von “wir” gesprochen. Denn es waren viele Menschen beteiligt, die am Anfang mitgedacht und mitvisioniert haben. Es waren auch viele Menschen beteiligt, die vor Ort waren und mit ihren Händen Bäume gepflanzt und das Land gepflegt haben. Doch es gab immer einen Teil in mir, der damit haderte, dass es den Anschein erweckt, dass der Verein größer ist, als es der Wahrheit entspricht, dass es den Anschein gibt, als sei er immer noch gemeinschaftsgetragen, was er seit langer Zeit nicht mehr ist. In diesen heißen Tagen im Juni, als mich die Verantowrtung für den Freiwald an meine körperlichen Grenzen brachte, gestand ich mir ein, dass ich so nicht weitermachen möchte. Ich möchte nicht alleine die Aufgaben eines Vereins übernehmen. Ich möchte nicht viele sein, und alleine das stemmen, was eigentlich für 10 Leute gedacht war. Als die Oya Redaktion anfragte, ob der Freiwald e.V. einen Text für den Oya Almanach schreiben möchte, hab ich zum ersten Mal von “mir” statt von “wir” geschrieben und es fühlte sich gleichzeitig so an, als würde ich mich kleiner und größer machen, als ich in Wirklcihkeit bin.
In jedem Fall habe ich die Entscheidung getroffen, dass ich die Organisation des Vereins auf ein Minimum beschränken werde. Ich werde mich weiter um den Ort kümmern und ihn renaturieren, Bäume und Gärten pflanzen und die Baumschule aufbauen, die dem Ort den nötigen Schutz geben wird. Ich werde zusehen, dass der Hexenwald in ein paar Jahren gekauft werden kann. Doch ich werde keine Pflanzaktionen, Workshops und Helfitage mehr organisieren und den amtlichen Aufwand auf ein Minimum beschränken. Zumindest auf absehbare Zeit. Vielleicht finden sich ja noch irgendwann Leute, die Lust auf gemeinsames Entscheiden haben und die anfängliche Idee, überall Land freizukaufen und mit Ortsgruppen in die Urwälder von morgen zu verwandeln und mit Commoning Gärten die Lebensmittelsicherheit der postkapitalistischen Ära sicherzustellen, mit umsetzen wollen. Bis dahin kümmere ich mich um die 5 Hektar Freiwald, die es jetzt in Burglehn gibt, den Hexenwald, so, wie es meine Kräfte eben zulassen.
Alles Gute
Shan
P.S. Noch ein Wort zur Transparenz: Mit den Mitteln, die dem Freiwald durch die Fördermitglieder und Spenden zukommen, wurden in den letzten Jahren und werden auch in Zukunft hauptsächlich Pflanzen, Werkzeuge, Zäune und Material zur Bodenverbesserung gekauft. Gerade wird ein Bewässerungssystem geplant. Eine Benzinpumpe wurde bereits gekauft. Die Solarbetriebenen Pumpen haben leider nicht die nötige Leistung und sind auch sehr anfällig.
Es gab eine Crowdfundingaktion, um Hühner in den Freiwald zu holen, damit diese bei der Bodenverbesserung mithelfen können (chicken compost system). Seit neuestem gibt es Kaninchen, deren Hinterlassenschaften ein erstklassiger Dünger ist. Mit den Einnahmen der Baumschule werden die Materialien und das Saatgut gekauft, um die Baumschule nach und nach größer zu machen. Der Gewinn aus der Baumschule geht in den gemeinnützigen Teil über. Wenn die Baumschule stabil genug ist, kann ich anfangen mir für meine Arbeit etwas zu bezahlen.
Bisher wird meine Arbeit im Freiwald durch einen Hegekreis getragen, einem Kreis von Menschen, die meine Arbeit für die Planetin unterstützen und denen ich alle zwei, drei Monate einen Brief zukommen lasse, um von dem zu berichten, was im Wald passiert. Oft mit einem Druck oder Aquarell von mir. Ich brauche noch weitere Unsterstützung. Schreib mich gerne an: shan@hexenwald-permakultur.de